Evaluation der Arbeit der gemeinnützigen Gesellschaft mbH "Hilfe-für-hungernde-Kinder"
in Kooperation mit dem Paritätischen Jugendwerk Niedersachsen
und dem Landspräventionsrat Niedersachsen
Armut ist spätestens mit Veröffentlichung der Armutsberichte der
Bundesregierung ein gesellschaftlich anerkanntes und öffentlich
diskutiertes Problem geworden (vgl. Deutsche Bundesregierung 2005).
Besonders Kinder und Jugendliche sind zunehmend von Armut betroffen und
leiden unter den Folgen von Mangelversorgung, Vernachlässigung und
Ausgrenzung. Von Armut betroffene Kinder und Jugendliche haben, wie
u.a. in den PISA-Studien festgestellt wurde, oftmals nur geringe
Bildungs-, Partizipations- und Zukunftschancen (vgl. z.B. Deutsches
PISA-Konsortium 2004).
Es gibt in Deutschland inzwischen zahlreiche Initiativen und Projekte, die sich der Armutsproblematik angenommen haben. Die Ansätze der gemeinnützigen Gesellschaft mbH Hilfe-für-hungernde-Kinder sind im Vergleich zu anderen Unterstützungsnetzwerken jedoch breiter angelegt. Das Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" hat für die praktische Arbeit oberste Priorität. Alle Unterstützungsleistungen der Einrichtung sind darauf ausgerichtet, dass die beteiligten Kinder und Jugendlichen für sich selbst und für andere produktiv tätig werden. Beteiligung, Lernen und Bildung sowie Stärkung der Persönlichkeit durch Eigeninitiative sind feste Bestandteile der Organisationsphilosophie und der praktischen Arbeit der Einrichtung (vgl. Hilfe-für-hungernde-Kinder 2008). Neben der unmittelbaren Versorgung mit Nahrungsmitteln sollen die Kinder dabei auch etwas für ihr späteres Erwachsenenleben lernen. Dazu gehört die Fähigkeit zu wirtschaften und aus preisgünstigen Lebensmitteln eine vollwertige und schmackhafte Mahlzeit herzustellen. Von der Lebensmittellagerung bis zum Abwasch erledigen die Kinder alle anfallenden Tätigkeiten im Rahmen des Hauswirtschaftsunterrichts unter der Anleitung von Lehrern bzw. Sozialpädagogen.
Um die Arbeit von Hilfe-für-hungernde-Kinder in ihrer gesamten Breite hinsichtlich ihrer Effizienz abzusichern und insbesondere bei nachgewiesenen Erfolgen der pädagogischen Arbeit einen Transfer des Konzepts für vergleichbare Vorhaben in andern Regionen zu ermöglichen, führt das arpos institut gegenwärtig eine wissenschaftliche Begleitung durch, die neben einer "summativen Evaluation" der Arbeitsergebnisse auch differenziert ausgestaltete "formative Elemente" einschließt, durch die die durchführende Institution regelmäßig eine Rückmeldung zu den gewonnenen Erkenntnissen erhält, um ggf. "Kurskorrekturen" in der pädagogischen Arbeit vornehmen zu können (vgl. hierzu auch Wottawa/Thierau 1998, S. 63). Im Mittelpunkt steht dabei grundsätzlich die Sicht der Adressaten, also in diesem Fall der jungen Klientel der Arbeit von Hilfe-für-hungernde-Kinder. Von besonderer Bedeutung ist hier neben verschiedenen Aspekten des Sozialverhaltens der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen der Zugewinn an kulturellen und sozialen Kompetenzen.
Im Rahmen der Evaluation kommen insbesondere qualitative Forschungsmethoden zum Einsatz, da zum einen die komplexen Prozesse der Sozialisation und Persönlichkeitsentwicklung der am Projekt teilnehmenden Kinder und Jugendlichen mit standardisierten Instrumenten nicht hinreichend nachgezeichnet werden können und zum anderen die (aus statistischer Sicht) geringe Fallzahl der betroffenen Personen den Einsatz differenzierter qualitativer Methoden problemlos gestattet.
Projektteam:
Prof. Dr. Andreas W. Böttger (Leiter)
Samuel Mund (wissenschaftliche Hilfskraft)
Marcel Sénéchal (wissenschaftliche Hilfskraft)
Literatur:
Deutsche Bundesregierung (Hrsg.), 2005: Lebenslagen in Deutschland. Der
zweite Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Berlin.
Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.), 2004: PISA 2003. Der Bildungsstand
der Jugendlichen in Deutschland - Ergebnisse des zweiten
internationalen Vergleichs. Münster.
Hilfe-für-hungernde-Kinder (2008): Geschäftsbericht 2007. Hannover.
Hilfe-für-hungernde-Kinder / Paritätisches Jugendwerk (2008):
Stadtteilreporter. Ein Projekt für von Armut betroffene Kinder und
Jugendliche aus Hannover. Arbeitspapier. Hannover.
Wottawa, H. / Thierau, H., 1998: Lehrbuch Evaluation. Bern.