Sozialräumliche Prävention: "Communities that Care" in Deutschland

Im Auftrag des Landespräventionsrats Niedersachsen führt das arpos institut für das Modellprogramm "Communities that Care" an drei niedersächsischen Standorten eine Befragung von Schülerinnen und Schülern zu bestimmten Risiko- und Schutzfaktoren durch, die speziell in ihrer Wohngegend ihre Entwicklung maßgeblich beeinflussen können.

Unter der Bezeichnung SPIN ("Sozialräumliche Prävention in Netzwerken" bzw. "Social Area-Based Prevention in Networks") wird dieses Modellprogramm vom Landespräventionsrat Niedersachsen in den Jahren 2008 bis 2011 erstmals in Deutschland implementiert.

Der umfassende Präventionsansatz "Communities that Care" (CtC) wurde von J. David Hawkins und Richard F. Catalano entwickelt und in verschiedenen Staaten und Regionen der USA getestet sowie erfolgreich durchgeführt. In den letzten Jahren erfolgte daraufhin der Einsatz des Modellprogramms in Australien, Kanada, Großbritannien, auf Zypern und in den Niederlanden und wurde mehrfach positiv evaluiert.

Das Ziel von CTC ist die Etablierung einer Langzeitstrategie auf lokaler Ebene, welche die Rahmenbedingungen für ein sicheres und gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Kommunen und Gemeinden verbessern soll. Genutzt wird epidemiologisches Wissen über spezifische Risiko- und Schutzfaktoren, welche in ihrem Zusammenspiel die Wahrscheinlichkeit erhöhen oder senken, dass Kinder und Jugendliche für sich selbst und ihre Umwelt problematische Verhaltensweisen entwickeln. ...
Anhand dieser lokalen Profile sollen alle relevanten Akteure in einem Gebiet in die Lage versetzt werden, ihre Aktivitäten besser aufeinander abzustimmen, zu koordinieren und bestehende Lücken zu schließen, um effektiv Risikofaktoren zu mindern und Schutzfaktoren zu stärken. CTC setzt bei der Auswahl von geeigneten Präventionsmaßnahmen auf den verstärkten Einsatz von evaluierten und in ihrer Wirksamkeit überprüften ("evidenzbasierten") Programmen und Strategien. Die Bereiche "Familie", "Schule", "Gleichaltrige/Peers" und "Nachbarschaft/Stadtteil" werden in der Präventionsstrategie gleichermaßen berücksichtigt." (Groeger-Roth 2009, S.1)

Die für die drei ausgewählten niedersächsischen Regionen Hannover, Göttingen und Landkreis Emsland spezifischen Risiko- und Schutzfaktoren werden vom arpos institut mittels einer standardisierten internetbasierten Befragung von Schülerinnen und Schülern erhoben. Zu diesem Zweck wurden die Befragungsinstrumente aus den Niederlanden und aus den USA ins Deutsche übersetzt sowie in Kooperation mit dem Landespräventionsrat Niedersachsen hinsichtlich kulturspezifischer Merkmale für Deutschland adaptiert. Das für Deutschland entwickelte Instrument wurde an der Integrierten Gesamtschule Hannover-Linden, an der Geschwister-Scholl-Schule in Geeste sowie im Unabhängigen Jugendhaus Bad Bentheim erfolgreich einem Pretest unterzogen.

Projektteam:
Prof. Dr. Andreas W. Böttger (Leiter der Befragung)
Dipl.-Sozialwiss. Martina Ernst (wissenschaftliche Mitarbeiterin)
Dipl.-Soz.-päd. Angelika Franke (wissenschaftliche Mitarbeiterin bis Ende 2009)
Samuel Mund (wissenschaftliche Hilfskraft)
Marcel Sénéchal (wissenschaftliche Hilfskraft)

Literatur:
Groeger-Roth, Frederick (2009): SPIN - Sozialräumliche Prävention in Netzwerken. Arbeitspapier des Landespräventionsrats Niedersachsen. Hannover.

Hawkins, J. David (1999): Preventing Crime and Violence through Communities That Care. European Journal in Criminal Policy and Research 7, 443 - 458.